Leserbrief: Erstaunlicher Amtsleiter

Leserbrief von Elmar Diez
(abgdruckt in der Frankfurter Rundschau, 28.09.2006)

Zu: Bürger sollen im Internet ihre Meinung äußern (FR, 22. September):

Erstaunlicher Amtsleiter

Es erstaunt schon sehr, dass der Leiter des Hanauer Planungsamts, Hans-Ulrich Weicker, von den Platanen auf der Westseite des Freiheitsplatzes behauptet, etliche der alten Bäume seien ?nicht mehr vital?. Ihm müsste bekannt sein, dass im eigens für den Wettbewerb am Freiheitsplatz erstellten Baumkataster diese fünf mehr als 60 Jahre alten Platanen in die höchste Gehölzklasse eingestuft wurden und damit als höchst schützenswert gelten. Da das Stadtplanungsamt selbst die ersten Kartierungen 1994 vorgenommen hatte, sollte der Amtsleiter die eigenen Bewertungen kennen und berücksichtigen.

Im Jahr 2003 erfolgte durch das Büro StadtPlan (Darmstadt) eine Nachkartierung, die allen Teilnehmern am Wettbewerb ?Neugestaltung des Freiheitsplatzes? zur Verfügung gestellt wurde. Darin werden gerade die fünf Platanen mit den Nummern 10, 11, 12, 13 und 19 auf der Westseite durch ihre Einstufung in die höchste Gehölzstufe als äußerst vital charakterisiert.

Wie Herr Weicker zu der Behauptung kommt, etliche dieser Bäume seien ?nicht mehr vital?, möge er also bitte erklären. Bei vier Bäumen liegt der Stammumfang zwischen zwei und drei Metern, der größte von ihnen misst 3,50 Meter Stammumfang. Diese bis zu 15 Meter hohen Bäume sind mit einem Kronendurchmesser von bis zu 18 Metern hervorragende Schattenspender und spielen damit für das Kleinklima am Freiheitsplatz eine wichtige Rolle. Einfach so zu tun, als könne man über diese Baumriesen so hinweg gehen, zeigt wenig stadtplanerisches Verständnis ? als ob mit einer Aufschichtung der Erde und anschließender Neuanpflanzung das Problem zu lösen sei.

Im Auslobungstext für den Wettbewerb war ausdrücklich vermerkt worden, dass ?erhaltenswerte Bäume in das zukünftige Gestaltungskonzept integriert werden?. Die Teilnehmer des Wettbewerbs hielten sich an diese Anweisung! Und nun will die Stadt ihre eigenen Kriterien über Bord werfen und sie den Anforderungen eines Investors opfern. Die Bürgerbeteiligung, die jetzt per Internet gefordert wird, haben die Hanauer Grünen zum Erhalt der Bäume längst durchgeführt. 1200 Bürgerinnen und Bürger aus Hanau und Umgebung haben sich für den Erhalt gerade dieser Bäume ausgesprochen, die Herr Weicker fällen lassen will.

Zur Erinnerung: Es gibt eine Baumschutzverordnung, an die sich nicht nur der normale Bürger, sondern auch die Stadt Hanau zu halten hat! Elmar Diez, Hanau