Die Hanauer Grünen sprechen sich für den Erhalt der Wohnhäuser im Sportsfield und damit für einen nachhaltigen Umgang mit gut erhaltenem Gebäudebestand aus. Sie schlagen Zwischenlösungen vor, die die gebietsbezogenen rechtlichen Einschränkungen durch das naheliegende Industriegebiet berücksichtigen. Derzeit darf Sportsfield nicht für dauerhaftes Wohnen genutzt werden, weil die Geruchsbelästigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz durch die benachbarten Dunlop Reifenwerke zu hoch ist. Die geplanten Modernisierungen der Produktion in den nächsten Jahren wecken Hoffnung auf eine Verbesserung. Diese sollte alsbald von den Verantwortlichen offengelegt werden.
Möglich könnten Nutzungen sein, die nicht auf einem Mietverhältnis beruhen. In diese Nische fällt die Unterbringung von Geflüchteten. Sowohl die Stadt Hanau als auch das Land Hessen haben die Häuser im Sportsfield als vorübergehende Unterbringung von Geflüchteten genutzt bzw. nutzen diese noch. Nachdem die Nutzung durch das Land Hessen als Erstaufnahme aufgegeben wurde, steht wieder ein erheblicher Teil der Wohnhäuser leer. Diese Wohnungen wurden für die Geflüchteten vor kurzer Zeit hergerichtet. Daher liegt es nahe, diese Gebäude nicht abzureißen, sondern einer neuen Bestimmung zuzuführen.
Den guten bisherigen Beispielen bei Unterbringung von Geflüchteten folgend, schlagen die Hanauer Grünen vor, das Gebiet als „Zentrum für Leben auf Zeit“ zu entwickeln. Ebenfalls berücksichtigt werden soll eine „Reservezone“ für kurzfristige Bedarfslagen.
Die erste Nutzungsidee ist für diejenigen gedacht, die vorübergehend in Hanau und Umgebung lernen, studieren oder arbeiten: „Dazu gehören Wohnheime für Studierende und Auszubildende sowie Gästehäuser mit möblierten Apartments mit Service für ‚Zeitarbeiter*innen‘ in den Betrieben der Umgebung“, meint Birol Avci, der als Mitbegründer der Grünen Jugend Main-Kinzig besonders die Belange von jungen Menschen während Ausbildung und im Beruf im Blick hat. Die Umgestaltung der Kasernenwohnungen als Jugendherberge ist eine weitere Nutzungsmöglichkeit.
Die zweite Idee umfasst den Bereich Rehabilitation und Reintegration: „Betreute Trainingswohnungen als Rehabilitationseinrichtungen für Menschen nach schwerwiegenden Krankheiten oder für die geriatrische Rehabilitation sind hier angedacht. Auch zeitlich befristetes betreutes Wohnen ist denkbar. Hier können Menschen im Rahmen eines Betreuungsvertrages leben, bevor sie in das Leben in den eigenen 4 Wänden einsteigen“, führt Karin Dhonau als ehemalige Geschäftsführerin eines Wohlfahrtsverbandes aus.
Die dritte Idee, eine „Pufferzone“, könnte sich schnell als hilfreich erweisen: im Falle der Kreisfreiheit hat die Stadt Hanau unter Umständen einen Bedarf an Räumlichkeiten für eine Zwischenphase bis zur Fertigstellung des angestrebten Gebäudebestands. Dies könnte z.B. für das „Haus des Erwerbslebens“ gelten, das bis zum 1.4.2021 noch nicht gänzlich zur Verfügung steht. „Da könnten Räumlichkeiten vorübergehend genutzt werden, auch wenn diese erst einmal nicht ideal sind“ ergänzt Stefan Weiss, Vorstandmitglied und Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Stadtverordnetenversammlung. Weil die Stadt Hanau sich mit einem rasanten Tempo entwickelt, braucht sie Gebäudereserven, auf die sie kurzfristig zugreifen kann. Nachdem fast alle Konversionsflächen entwickelt sind, ist dies wohl eine der letzten Chancen sich hier Handlungs- und Gestaltungsspielräume zu sichern.
Insofern ist es wichtig, dass das Areal von der Stadt erworben wird und nicht mit profitorientierten Investoren entwickelt wird. Es scheint unerlässlich, dass die städtische Baugesellschaft zum Zuge kommt, damit der unmittelbare kommunale Zugriff erhalten bleibt. Es gilt den Gebäudebestand intelligent für die Zukunft zu sichern und zu erhalten statt diesen sich selbst zu überlassen oder abzureißen für kurzfristige Projekte, die ohne Not auch woanders realisiert werden können. Ebenso verbietet es sich, dieses Gebiet privatwirtschaftlichen Interessen zu überlassen.
„Uns ist klar, dass dies noch eine zusätzliche, aber zwingende und lohnende Herausforderung in der konkreten Planung, Konzeptionierung und Gestaltung für die Stadt Hanau ist. Aber wer am Bürgerwochenende an den Ständen und bei den Workshops genau zugehört hat, hat auch wahrgenommen, dass die Bürgerschaft für Leer- und Stillstand bei Gebäuden wenig Verständnis hat“ so die einhellige Meinung beim Grünen Vorstand.