Über die Entwicklungen im Pioneer Park haben sich die Grünen Hanau mit der AG Klima, Energie und Natur bei einer Begehung informiert. Das als Klimaquartier angepriesene und geförderte Wohngebiet in Wolfgang zeigt positive Entwicklungen, doch auch Fehlentwicklungen und Versäumnisse konnten die Grünen feststellen. Angelika Gunkel stellt fest: „Beim Wohngebiet Pioneer Park sind positive Entwicklungen festzustellen, es sind allerdings noch viele Defizite abzubauen, damit das Baugebiet den Namen Pioneer Park wirklich verdient.“
Positiv ist, dass trotz der Einbrüche während der Corona-Pandemie und den Preissteigerungen seit Beginn des Ukraine-Krieges sowohl einige denkmalgeschützte Gebäude saniert als auch eine große Anzahl von Gebäuden fertig gestellt werden konnten. Auf zahlreichen Gebäuden befinden sich inzwischen PV-Anlagen. Beim Straßenbild und auch im „Grünen Bogen“ sind deutlich an unterschiedlichen Stellen Versickerungsmulden zu erkennen, die Regenwasser aufnehmen und langsam abgeben. Die Kindertagesstätte und die Grundschule im Pioneer Park überzeugen mit ihren modernen architektonischen Konzepten, sowohl im Außenbereich als auch im Innenbereich mit großzügigen und funktionalen Bereichen. Innovationen stellen die Energieversorgung mit einem Blockheizkraftwerk mit Eisspeicher und die Fernwärmeversorgung dar. PioneerMakers mit modernen Arbeitskonzepten und CoWorking, das Chariseum als Zentrum für Gesundheit sowie das Grimm Hotel stellen ebenfalls positive Entwicklungen dar. Ein Rückschritt ist der Verzicht auf einen Bildungscampus.
Mit großem Lob und hoher Fördersumme wurde das Konzept der Mobilitätsstationen bedacht. Im Pioneer Park sollte das größte deutsche E-Moblitätscluster mit bis zu zwölf Stationen entstehen mit Ladestationen, E-Lastenrädern und E-Bikes. Die erste von fünf Station wurde im Oktober 2020 in Betrieb genommen. 2023 kaufte die Stadt Hanau die Mobilitätsstationen, der Vertrag mit dem Betreiber sollte 2025 auslaufen und 2024 ein neuer Vertrag ausgeschrieben werden. Doch seit mehr als einem Jahr sind alle Mobilitätsstationen im Pioneer Park gähnend leer. Wer sich darauf eingestellt hat, im Rahmen der „zukunftsweisenden Mobilitätsstrategie“ wohnortnahen Zugriff auf Mobilitätsangebote zu haben, sieht sich getäuscht. Die Grünen fordern daher, dass möglichst schnell das Versprechen für moderne Mobilität mit Mobilitätsstationen wieder erfüllt wird.
Die Erschließung durch Busse nimmt Fahrt auf. Zunächst gab es einen eingeschränkten Busverkehr, ergänzt durch den Mainer. Erst seit kurzem wird das Gebiet wie geplant auch durch den ÖPNV mit den Linien 6 und 8 erschlossen. Die neuen Haltestellen sind zwar barrierefrei ausgebaut, es finden sich aber weder Haltestellenhäuschen oder eine Bank noch Schutz vor der Sonne. Hier sollte nach Auffassung der Grünen möglichst schnell Abhilfe geschaffen werden.
Weitere Versprechen finden sich zwar in den Werbetexten und auch in zahlreichen Publikationen, einige warten aber noch auf ihre Einlösung. Besonders kritisieren die Grünen, dass der Grüne Bogen noch immer nicht vollständig begangen werden kann. Erst vor kurzem wurden Geräte und Bänke dort aufgestellt. Bewohnerinnen und Bewohnern wurde ein grünes Umfeld mit Erholungs- und Sportmöglichkeiten versprochen. Immerhin mussten sie inzwischen fünf Jahre auf eine teilweise Bereitstellung warten. Gleiches gilt für die Anlage der grünen Speichen – grüne Bereiche, die die fächerförmige Anlage des Gebietes unterstreichen und als Erholungsflächen dienen sollen. Diese Speichen sind unzugänglich, teilweise zugewuchert und mit Müllablagerungen oder Baumaterialien durchsetzt. Die Aufenthaltsqualität der Straßen lässt weiter zu wünschen übrig, Bänke zum Ausruhen sind nicht vorhanden.
„Besonders für junge Familien mit Kindern ist das Fehlen von geeigneten Spielplätzen unzumutbar. Die soziale Komponente sollte beim Wohngebiet Pioneer Park eine große Rolle spielen. Begegnung ist jedoch nur eingeschränkt möglich. Es zeigt sich, dass Abstellanlagen für Autos für die Entwickler einen höheren Stellenwert haben als die Aufenthaltsqualität für die Menschen und Spielmöglichkeiten für Kinder. Für die Grünen gehören Gebäude, Straßen mit Aufenthaltsqualität und auch grüne Infrastruktur zum Spielen und Verweilen gleichwertig zu einem Wohngebiet“, findet Angelika Gunkel. Die Planung sieht dies auch vor. Stadträtin Isabelle Hemsley hat kürzlich den wohlgemerkt „ersten“ Spielplatz im Bereich Triangle Houses eingeweiht und angekündigt, dass weitere Bereiche in „den nächsten Jahren“ hinzukommen werden“. Nach Auffassung der Grünen sind Bereiche für Spiel und Spaß längst überfällig und sollten vorrangig realisiert werden. Die ersten Bewegungsflächen im Grünen Bogen sind ein Anfgang. Für Kinder und Jugendliche sind Angebote im Umfeld wichtig, und zwar gleich mit dem Einzug in eine Wohnung und nicht erst nach fünf bis fünfzehn Jahren.
Ein weiterer Minuspunkt sind für die Grünen die weiter verfallenden Gebäude, die inzwischen immer mehr durch Vandalismus geschädigt werden. Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz, der den Erhalt vorschreibt. Hier sollten dringend Maßnahmen ergriffen werden, damit das Wohnen zwischen modernen Gebäuden und zerfallenden Ruinen nicht weiter den Charakter des Gebietes ausmacht.
Ein Beispiel ist die als lebendiger Treffpunkt gepriesene „Pioneer Chapel“. Angekündigt wurde bereits vor Jahren, dass der Umbau und die Sanierung der Chapel, die ein Einzelkulturdenkmal ist, aus dem Programm Soziale Integration im Quartier erfolgen sollte. Tatsächlich verfällt die Chapel weiter. Nach der Abkehr vom Bildungscampus könnte hier der Quartierstreff entstehen. Trauriger Treffpunkt und völlig unzureichend ist bisher der Quartiersbus.
Die Grünen stehen weiter zu dem Konzept, den Pioneer Park als modernes, nachhaltiges und soziales Baugebiet zu entwickeln mit vernünftigem Energiekonzept und zukunftsfähiger Mobilität. Seit 2021 sind allerdings Rückschritte wie der Abbau der Mobilitätsstationen, die schleppende Entwicklung von Grünem Bogen und vor allem den Speichen des Grünen Fächers sowie der Bereitstellung von sozialer Infrastruktur wie Spielplätzen, schattigen Aufenthaltsflächen und einem Begegnungszentrum zu verzeichnen. Zahlreiche der bisherigen Vorschusslorbeeren müssen noch verdient werden, damit Anspruch und Wirklichkeit sich annähern.