Oberbürgermeister-Kandidatur

Dürfen wir vorstellen?

Unsere Oberbürgermeister-Kandidatin
Anja Zeller, geboren am 10. August 1971 in Stuttgart und Hanauerin seit 1992.

 

Warum willst du Oberbürgermeisterin werden?

Aktiv zu sein und Verantwortung zu übernehmen ist für mich seit längerer Zeit keine Frage mehr. Ich setze mich gerne für die Stadt ein, in der ich lebe. Das habe ich früher als Autorin und als Fraktionsvorsitzende der Grünen getan. Seit mittlerweile über drei Jahren leite ich nun die Stabsstelle Nachhaltige Strategien der Stadt Hanau und engagiere mich also auf Verwaltungsebene für mehr Klimaschutz in der Kommune und in der Region.
Da viele meiner Vorfahren Pfarrer, Bürgermeister oder Journalistin waren, führe ich auch eine familiäre Tradition gerne weiter: Verantwortung übernehmen und Ansprechpartnerin sein.

Wo bist du aufgewachsen und wie nach Hanau gekommen?

Ich bin in der 20.000-Einwohner-Stadt Bad Mergentheim aufgewachsen und 1992 aus dem Main-Tauber-Kreis in den Main-Kinzig-Kreis nach Hanau gezogen, um an der Staatlichen Zeichenakademie die Goldschmiedelehre zu absolvieren.

Wie ging es danach bei dir beruflich weiter?

Nach der Goldschmiedelehre habe ich in Frankfurt Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Psychoanalyse studiert. Mein Traum mit Büchern zu arbeiten ging in Erfüllung. Ich habe sieben Jahre im CoCon-Verlag Hanau Freizeitführer betreut und auch selbst geschrieben (z.B. „RadRheinMain“).
Noch erhältlich ist das „Kleine Hanau ABC“ im Husum Verlag, in Deutsch und auf Englisch.

Was hat dich bewegt, in die Politik zu gehen?

Ich bewege gerne etwas – im Kontakt mit Menschen und ganz konkret vor Ort. Neue Fahrradbügel in der Stadt zu sehen, weil man sie selbst beantragt hat, ist ein tolles Gefühl. Auch Reden halten kann Spaß machen. Ansonsten gilt es einfach, Gesicht zu zeigen: gegen Rechts, für Vielfalt und eine lebenswerte Welt. Und natürlich auch als Frau.

Was machst du, wenn du dich nicht gerade politisch engagierst?

Ich interessiere mich allgemein für Kultur: Esskultur, Museen, Geschichte.

Du setzt dich seit langer Zeit für Geflüchtete ein. Wie ist es dazu gekommen?

In meiner Kindheit habe ich sehr oft die Fluchtgeschichte meiner Familie mütterlicherseits erzählt bekommen. Die Angst vor Krieg und Mangel hat mich geprägt. Als sich 2015 die Gelegenheit ergab, Geflüchteten hier vor Ort zu helfen, habe ich das gerne getan und tue es immer noch. Dabei geht es nicht nur um praktische Hilfe, wie Möbel und Geschirr zu besorgen, sondern auch um Mitgefühl und Gespräche über Heimatlosigkeit und das Ankommen in einer fremden Umgebung.

Was sind deine Ziele für Hanau?

Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen sind kein „nice to have“, sondern vorsorgendes und längst auch bereits reagierendes Krisenmanagement, gerade in einer wachsenden Stadt. Wir müssen in Hanau schneller in der Umsetzung werden. Vor allem in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Erneuerbaren Energien ist es geboten, einen Zahn zuzulegen. Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen müssen in Hanau Priorität 1 erlangen. Für die Klimakrise ist der Impfstoff schon gefunden. Kein oder nur wenig Klimaschutz wird uns aber auf Dauer teuer zu stehen kommen.
Auch was den Gesundheitsschutz aller Einwohnerinnen und Einwohner angeht, ist die Klimakrise stets mitzudenken. Im August 2020 gab es in Deutschland eine Übersterblichkeit von 6 Prozent aufgrund von außergewöhnlicher Hitze. Und das nicht zum ersten Mal. Auch Luftverschmutzung und Lärmbeeinträchtigungen sind Faktoren, die nachweislich gesundheitsschädigend sind und zu verfrühten Todesfällen führen können. Hierauf müssen wir unsere Stadt ausrichten, ein Hitzekonzept entwickeln, anderen Verkehrsmitteln als dem Auto in Hanau Vorrang geben. Warum? Damit alle Menschen, ob arm oder reich, in Hanau langfristig gut leben können!

Wie ist es dir in 2020 ergangen?

In diesem besonders harten und aufreibenden Jahr 2020 wurden uns in Hanau die drei großen Krisen brutal vor Augen geführt.

Wir haben neun Menschen aufgrund eines rassistischen Täters aus unserer Mitte verloren. Wie das Zusammenleben in einer Einwanderungsgesellschaft besser gelingen und jede Form von Extremismus verhindert werden kann, ist eine der großen Aufgaben in unserer Stadt und beschäftigt mich täglich.
Wir wissen, dass die meisten Hanauerinnen und Hanauer „zusammen stehen“ wollen. Doch gibt es auch Neid und Missgunst und „Verteilungskämpfe“.
Ganz konkret zum 19. Februar 2020: Alles, was in der Tatnacht geschah, muss aufgeklärt werden. Auch mögliche Fehler davor und danach.

Auch eine Gesundheitskrise meistern wir gerade mit großem Zusammenhalt. Die Corona-Pandemie zeigt einmal mehr, dass fast alle Probleme unserer Zeit globale Probleme sind und ganzheitlich angegangen werden müssen. Vor Ort bei uns ist aber auch ganz konkrete Hilfe für den einzelnen Menschen gefragt. Ich bin froh, dass zum Beispiel ein Einkaufsservice und das Bürgertelefon etabliert wurden. Maßnahmen wie diese werden wir auch in Hitzesommern oder bei anderen Katastrophen noch gebrauchen können.

Auch bei den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit spüre ich große Bereitschaft in der Bevölkerung, Ernst zu machen und die nötigen Veränderungen nicht weiter zu vertagen.