Hanauer Grüne zu Besuch bei Pro Familie
Von links nach rechts: Brigitte Schlich-Heinze (Geschäftsführerin von Pro Familia Hanau), Monika Nickel, Mosharaf Hossain und Jutta Pivecka
Besonders interessiert waren die Hanauer Grünen an zwei neuen Projekten der Beratungsstelle, deren Zielsetzung sich mit dem Wahlprogramm der Grünen deckt. Bereits jetzt ist jeder 4. Ratsuchende bei Pro Familia ein Mann. Die Grünen weisen in ihrem Programm ausdrücklich daraufhin, dass eine geschlechtergerechte Politik auch die Benachteiligung von Männern in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht berücksichtigen müsse. Männer haben nachweislich vielfältige gesundheitliche Probleme, die nicht zuletzt auf ein überkommenes Männlichkeits- und Arbeitsmodell zurückzuführen sind. Auch leiden Männer, die in ihren Familien gewalttätig werden, häufig selbst sehr stark unter ihrer Unfähigkeit, Konflikte zu lösen. Die beiden Projekte, die Pro Familia plant, wollen Männern gezielte Hilfsangebote hierzu machen. Die Hanauer Zweigstelle sucht für den neu zu gestaltenden Arbeitsbereich „Männergesundheit“ noch einen engagierten Mediziner, der ein präventives Angebot im Bereich Sexualpädagogik für die Gruppen- und Einzelarbeit mit Jungen und Männern gestalten soll. Zugleich soll die Arbeit im Bereich Gewaltprävention ausgebaut werden. Die Hanauer Grünen unterstützen diese Initiative von Pro Familia ausdrücklich.
Pro Familia Hanau bietet ein umfassendes Beratungsangebot in den Bereichen Sexualpädagogik und –beratung sowie Familienplanung an. 720 Stunden Einzelgespräche werden jährlich absolviert, hinzu kommen zahlreiche Angebote für Gruppen wie zum Beispiel Schulklassen. Brigitte Schlich-Heinze machte die Hanauer Grünen in diesem Zusammenhang noch einmal auf einen Missstand aufmerksam. Im Gegensatz zur früheren Sozialhilferegelung seien die Kosten für Verhütungsmittel im Hartz IV-Budget nicht enthalten. Es gebe lediglich einen pauschalen Regelsatz für allgemeine Gesundheitsausgaben vom Heftpflaster bis zum Hustensaft von 13,18 € im Monat. Die Dreimonatspackung Anti-Baby-Pilllen für ca. 50 € sei für viele Hartz IV-Bezieherinnen nicht erschwinglich, Die Benutzung von Kondomen lehnten die männlichen Partner oft ab. Wenn Frauen mit niedrigem Einkommen mangels Verhütung dann schwanger würden und eine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch bestehe, zahle das Land dagegen die Abtreibung. Diese widersprüchliche Handhabung empört die Grünen.
Im Einklang mit dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband fordern sie eine Aufnahme der Kosten für Verhütungsmittel in das Hartz IV-Budget. Solange allerdings diese Entscheidung des Bundes noch aussteht, setzen sich die Hanauer Grünen dafür ein, dass die Stadt Hanau in Absprache mit dem Main-Kinzig-Kreis bedürftigen Frauen Verhütungsmittel kostenfrei zur Verfügung zu stellt. Einige Kommunen, so auch die Stadt Offenbach, tun dies berits.