Einbringungsrede zum Antrag Car Sharing

In der Hanauer Stadtverordnetenversammlung am 24. Januar 2022 von Stefan Weiß

Car Sharing ist ja wirklich nichts Neues. Und es ist wirklich tragisch, dass diese großartige Idee den Durchbruch immer noch nicht geschafft hat. In den neunziger Jahren war ich Mitglied der Kasseler CarSharing Organisation Stattauto. Das war damals alles noch relativ kompliziert und auch nicht billig. Es gab nur wenige feste Standorte. Ausleihe Vorgänge waren noch viel umständlicher, mit Schlüsselkästen und Telefonnummern. Heute geht das digital mit dem Smartphone und mit einem Chip auf dem Führerschein, absolut nutzerfreundlich und einfach.

Als ich 2002 nach Hanau kam, gab es hier nichts Vergleichbares. In den letzten Jahren haben wir einige Bemühungen und Angebote etabliert. Aber wer kennt sie, und wer nimmt sie wahr? Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, dass es ein absolutes Nischenprodukt ist.    

1. Wir müssen bestehende Angebote sichtbarer machen.

In der Bundesrepublik gibt es 43 Millionen Kraftfahrzeuge, da sind noch mal 10 % mehr als vor 20 Jahren. Wir ersticken am Kfz-Verkehr. Der Main-Kinzig-Kreis meldet 294.000 Fahrzeuge. Die meisten von uns tragen dazu bei. Ich gehöre – obwohl ich in der Stadt fast nur mit dem Fahrrad unterwegs bin – auch dazu.

Sowie Menschen ein Auto besitzen, wird CarSharing uninteressant.

Den Gedanken, auf den Autobesitz zu verzichten, und die Mobilität mit einem Mix der verbleibenden Mobilitätsmöglichkeiten zu erledigen, lassen nur wenige an sich heran.

Wir haben Mobilitätsstationen im Pioneergelände. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt. Ich vermute, die meisten Menschen, die dort gerade einziehen, haben private PKW. Es gibt jede Menge Stellplätze. Im Grundsatz ist es natürlich richtig, zunächst mit den Stationen ein Angebot zu schaffen. Es reicht aber nicht, nur still darauf zu hoffen, dass sich auch eine Nachfrage einstellt. Dafür sind weitere Aktivitäten nötig.

Mit unserem Leitbild Mobilität gehen wir in die richtige Richtung. Aber wir müssen viel für die Umsetzung tun. Wir brauchen Mobilitätsstation in allen Stadtteilen. Wir müssen die Attraktivität unseres Busangebotes weiter erhöhen. Niemand wird mit dem CarSharing Auto zum Bahnhof fahren oder zum Freiheitsplatz. Das ist Aufgabe des ÖPNV. Der Erfolg von CarSharing steht und fällt gerade mit der Qualität des Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehrs. Hier besteht keine Konkurrenz, sondern ein enger inhaltlicher Zusammenhang.

Wir erleben es alle: Auch der Autobesitz ist kein reines Vergnügen. Ein Auto bindet sehr viel Geld, kostet Platz, baucht Zeit für Unterhalt und Pflege. Mit dem CarSharing Auto habe ich das alles nicht und kann die positiven Seiten des Autofahrens nutzen. Mit dieser Denke könnte der Autobestand in unserer Stadt reduziert werden, ohne dass es mit Verzicht an Mobilitätsmöglichkeiten verbunden ist. Die Fahrzeuge, gerade die vielen Zweitwagen, die nur rumstehen für den Zweck, dass man vielleicht mal irgendwo hinmuss, könnten verschwinden. Wir appellieren an den Magistrat, sich dieser Aufgabe nun verstärkt anzunehmen.

  • Stellplätze für Fahrzeuge sind einzuplanen und zur Verfügung zu stellen. Da es Elektrofahrzeuge sein sollen, muss an diesen Stellen auch eine Lade Möglichkeit sein.
  • Car-Sharing-Anbieter aus dem Rhein-Main-Gebiet sind zu kontaktieren
  • Stationsbasiertes Car-Sharing soll mit „free-floating“ Angeboten ergänzt werden.

Wir glauben, dass Hanau mit einem neuen CarSharing Angeboten an Attraktivität nur gewinnen kann.